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Rezensionen:

Mueller Roland

Montag, 31.03.2008

Supraplanung und Sinomarxismus

Nachdem der Sonntag ausschließlich unseren Katzen gewidmet war und ich zwischendurch Gelegenheit hatte, in Prof. Harro von Sengers neuestem Werk bis auf Seite 215 vorzustoßen, möchte ich heute ein wenig näher auf besagtes Buch eingehen. Eigentlich müsste dieser Newsbeitrag ja ähnlich wie Kapitel 4 von Harro von Sengers wirklich erhellendem Buch mit "Supraplanung, Sinomarxismus und Strategemkunde" überschrieben sein. Denn genau darum geht es in seiner präzisen Analyse des politischen und wirtschaftlichen Langzeitplanungssystems der VR China. Die Kombination jahrtausendealter systematischer Listenerkennung und -anwendung in Kombination mit dem sinomarxistischen Ideologie, basierend auf (immer noch!) Maos Dreiweltenmodell und der Hauptwiderspruchslogik sowie die in Dekaden bis Jahrhunderten zielgebende und vorausplanende Supraplanungsmethodik "Moulüe" stellen in ihrer methodischen und praktischen Gesamtheit eine Herausforderung gerade für die westlich geprägte Kultur dar, die historische Ausmaße hat. Tragischerweise wird dies aber nahezu komplett ignoriert. Insbesondere die von Harro von Senger unwiderlegbar bewiesene Tatsache, dass a) der von westlichen Medien und Politikern den Chinesen unterstellte "Pragmatismus" überhaupt nicht existiert und b) die VR China entgegen allem ebenfalls medial befeuerten Kapitalismusgerede ein durch und durch marxistisch gelenkter Staat ist und bleibt, hat mir persönlich einige regelrecht einzementierte Vorurteile genommen und buchstäblich die Augen geöffnet. Ich folge von Senger darin, dass es allerhöchste Zeit ist, sich intensiv – neben Strategemen und Supraplanung – mit der Ideologie des von der VR China aus dem herkömmlichen und im Westen gescheiterten Marxismus zu einem sehr spezifischen und offensichtlich sehr erfolgreichen Sinomarxismus auseinanderzusetzen. der, um dies hier vorweg zu nehmen, "mangelnde Produktivität der Staatswirtschaft gegen wachsende materielle und geistige Bedürfnisse des Volkes" seit 1978 als zu lösender Hauptwiderspruch formuliert hat und als Mittel eine sozialistische Marktwirtschaft realisiert. Ohne dies und die Dialektik des Sinomarxismus zu verstehen, kann man China nicht verstehen, geschweige denn seine Intentionen erkennen und mit diesen aktiv umgehen! Mein vorläufiges Fazit zu diesem neuen Buch des führenden Sinologen der westlichen Welt lautet somit: Ein "must read" ohne jede Einschränkung und vielleicht das wichtigste Buch, das in den letzten 50 Jahren über China erschienen ist.

Impressum

Verantwortlich für Idee, Konzept und Umsetzung – im Sinne der gesetzlich vorgesehenen Anbieterkennzeichnung gemäß §6 des Mediendienste-Staatsvertrages – ist:

Roland Mueller, Hofheim
Kontakt: mail@duesenschrieb.de

Quelle

http://www.duesenschrieb.de/cms/front_content.php?idcat=121&idart=1886
(Auszug vom 27.April 2008)

www.36strategeme.eu

 

11.01.2010